Brandheisses Erlebnis am Morgen

Servas Gemeinde.

Jetzt kann ich wieder schmunzeln und bin viel ruhiger, als ich es heute Morgen war.

6.30, auf dem Weg zur Arbeit, stehe ich an der Ampel als der Motor vom Dicken Zicken macht.
Kaum Gasannahme und Fehlzündungen.

OK, Luftfilter mal wieder total verölt. Selber Schuld, habe 2 Monate nach nichts geschaut. So mein Gedanke.

Ich also rechts auf den McDoof Parkplatz, aber: Keine Probleme mehr, alles normal. Komisch.

Also raus vom Parkplatz und will grade auf die Strasse, als es wieder knallt, mehrmals hintereinander.
Ein kräftiger Gasstoß und es war wieder wie sonst, keine Probleme.

Aber keine 50 Meter weiter ballert es wieder.
Rechts auf den Lagerhaus-Parkplatz, Motor aus, raus, Haube auf und siehe:
Ein total verölter Luftfilter.
Schass Kurbelwellen-Entlüftung.

Und Herrgott: Es qualmt und stinkt plötzlich aus dem Motorraum.
Nur woher? Ich schau nach unten, ich schau nach rechts und links im Motorraum, kann aber ums verrecken nicht sehen, was das sein soll.

Ich trete einen Schritt zurück und sehe aus dem Augenwinkel etwas helles blitzen, dreh mich zur Seite und sehe meinen kompletten, hinteren Bereich am Wranlger licherloh in Flammen stehen.

Aus den Radkästen schießen die Flammen, von hinten ziehen pechschwarze Rauchwolken hoch.

Wie ein verrückter zur 50 Meter entfernten Tankstelle, rein:
"Ich brauch nen Feuerlöscher, mein Auto brennt"

sehe einen, greif zu, renn zurück und glaub, das da eh nix mehr zu Retten ist. Über 1 Meter hohe Flammen rechts hinten vor und hinter dem Radhaus.

Auto nach Auto fährt gaffend an meinem Jeep vorbei, ausreichend Sicherheitsabstand einhaltend und? Genau, keiner hält an.

Ich also Feuerlöscher hoch, Sicherung gezogen, Lanze ausgerichtet und gib Ihm.
Wie ich es vor zig Jahren gelernt habe, von Oben nach Unten, soweit es halt unterm Auto ging.

Endlich, Feuer aus.

Denkste. Kaum wieder auf den Beinen gehts schon wieder los.

Wieder voll drauf. Wieder aus, und kruz drauf gehts schon wieder los.
Aber dann:

Der Löscher leer, das Feuer aus. Und ich schau GANZ genau, obs wirklich aus ist. War es.

Nach 5 Minuten warten und beobachten also den Löscher zurück zur Tanke.
Auf dem Weg dahin wurde mir bewusst, was da grad abging.

Butterweiche Knie, der ganze Körper hat geschüttelt und gezittert und ich wollte irgendjemanden T Ö T E N.

Rein in die Tanke, kein Wort.
Ich schau Ihn an, er mich, KEIN Wort.

Nach gefühlten 2 Minuten fragte er, aber wirklich GANZ vorsichtig:
"Ich hoffe, es ist alles gut gegangen? Ist Ihnen etwas passiert?"

Nein, Du Trottel, mein Auto ist abgefackelt, Blöde Sau. Nein, ich habs nur Gedacht, nicht gesagt.

Also Zettel und meine Adresse und Telenummer abgegeben, wegen neuer Füllung für den Löscher.

Dann zurückge- zurückge- wie beschreibt man nun den Zustand zwischen kurz vor dem Herzinfarkt und Todessehnsucht??

Ein Paar Leute vom Lagerhaus drückten sich die Nase an den Scheiben platt, der ein oder andere Fahrer meinte, das mein Auto raucht, aber sonst hat sich niemand gezeigt, geschweige denn, seine Hilfe angeboten.

Ich leg mich also unters Auto. Alles voll mit dem schleimigen Zeug (Schaumlöscher, Gott sei Dank) aber ich seh sonst nichts aussergewöhnliches. Also Plane raus und nochmal drunter.
Ich seh nix.

Alles wirklich so genau wie Möglich angeschaut, ich finde nichts.

Also Luftfilter runter und den Motor gestartet. Auf den ersten Reisser und mit perfektem Motorlauf.
Ein paar mal kurz etwas Gas gegeben, ohne die Augen von der ehemaligen Feuerstelle zu lassen.

Nichts, als ob nie was gewesen wäre.

Aber zur Vorsicht fahre ich erst mal auf einen Parkplatz, stell ihn ab und schlepp dann später. Mir ist in dem Zeitpunkt rein gar nichts aufgefallen, ich war nur bedacht, ob es wieder anfängt zu brennen. Registriert habe ich ausser meinem Puls, der auf gefühlte 200.000 war, rein gar nix.
Dazu aber später mehr.

In der Firma angerufen, Kurzbericht, ich komm also Später.

Zum Auto und nochmal geschaut. Klarerweise auch gestartet.
Absolut normal.

Also, einmal tief einatmen, 1 Gang rein.
Wieder durch die offene Tür nach hinten geschaut....ok, kein Feuer.

Kupplung kommen lassen, Motor abgewürgt.
Ah ja, Fußbremse.
Motor An, 1 Gang und Hebel gezogen, Klack.
Kupplung kommen lassen, Motor abgewürgt.

HÄÄÄ???
3 mal versucht, kein Vorankommen.

Also, raus, schaun. Ich seh nix.
Rein, Gang raus, schieben? Nein, keinen Millimeter.
Raus, am Rad gedreht, geht nicht, nicht nach Vorne.
Wohl aber ohne Probleme nach HINTEN, also Rückwärts.
Nach vorne aber bremst es irgendwie.

Egal wie, Vorwärts geht es nicht, nach hinten schon. Das merken wir uns mal. Mein Gedanke:
Scheisse, Differnenzial im Allerwertesten.

Auto absperren und ab gehts zu Fuß, zwekcs Nervenberuhigung, in die Firma. 3 Km also bei Minus 1 Grad mit dünner Jacke und Slipper an den Haxen.

Um 11 Uhr dann mit Chef hin zum Jeep, bewaffnet mit Feuerlöscher, Abschleppseil und---man denkt ja mit-- Bolzenschneider.

Also ran ans Handbremsseil.
Ich hab Überlegt: Wenn das Diff hin ist, geht GAR nix mehr.
Bremse? Wenn der vordere Backen an der trommel anliegt, verkeilt er sich beim Vorrollen, nach hinten wird er frei.
Kann also nur die Bremse sein.
Wenn es das NICHT ist, ist der Wagen eh kaputt, dann kanns nur das Diff sein.

Knack, Handbremsseil so nah an der Trommel wie geht durchgewürgt.

Und was macht der Jeep?
Rollt nach Vorne.
Und was steht Vorne?

Richtig, Cheffe Auto.
Ich also rein und voll auf die Fuss-Feststellbremse....die ja nun nicht mehr geht.
In Zeitlupe rollt der Jeep auf den Mondeo Kombi zu und ich sehs schon einschlagen, aber irgendwie hat Chef geahlten und ich hab doch noch die Bremse erwischt.

Also, Motor an. Ja, genau. Wieder geschaut, obs fackelt, was es nicht tat.

"Chef, Du schaust. Wenns raucht oder fackelt, Meldung machen. Wir fahren in die Firma".

Problemlos die paar KM abgespult als ob nie was gewesen wäre.

In der Mittagspause die Gabelverlängerungen auf den Stapler und den Jeep auf ordnungsgemäße 1,70 Arbeitshöhe gehieft.

Und geschaut.
Und geguggt.
Und Angesehen und was weiss ich was.

Haltet euch fest, ich kanns bis jetzt noch nicht glauben:

Man sieht rein GAR NICHTS. ausser dem Handbremsseil, das ein klein wenig angekohkelt ist, grad so viel, das die innere Führung wohl geschmolzen ist und eine feuerfeste Verbindung mit dem Stahlseil eingegangen ist.

Der Unterbodenschutz ist vollkommen vorhanden, alle Bereiche um die Brandstelle sind zwar sichtbar, das da mal was war, aber ein Mechaniker würde nie sehen, das es mal gebrannt hat. (Wohl aber riechen derzeit)

Über dem Wärmeblech am Endchalldämpfer kamen beim klopfen harte Dinge runter, ich kanns nicht anders beschreiben.

Das Blech schimmert wie eh und je Silber, einzig das zweite Blech hat Rückstände. Aber nicht vom Feuer, sondern von einer winzigen Undichtheit zwischen Endschalldämpferrohr und Endrohr.

Und genau DA, so vermute ich zumindest, hat es durch die Fehlzündungen die Flammen rausgeschmissen.

Da sonst am Unterboden alles ok ist, liegt es nahe, das AUF dem Wärmeblech evtl eine Plastiktüte oder sonst was lag, oder sich verkeilt hatte.

Durch den Wind, der grade herrschte, wurden die Flammen halt rausgedrückt und angefacht.
Ich hab echt keinen Plan, was es gewesen sein könnte, es brannte jedenfalls wie die Hölle.

1 Stunde intensives Begutachten zu Zweit brachte keine Beschädigungen zu Tage.
Das Blech haben wir gesäubert, die Schelle vom Auspuff versetzt und gut angezogen und den Rest, da wirklich noch mehr als ausreichend Unterboden-Versiegelung vorhanden, einfach so gelassen.

Die Heimfahrt um 16 Uhr verlief absolut Problemlos, keine Fehlzündungen, kein unrunder Motorlauf.

Einzig den bestialischen Gestank nach gegrillter Katze in Aspik wird mir wohl oder übel eine Weile erhalten bleiben.

Und das bei rund 0 Grad derzeit. Da macht Fenster auf Fahren nicht so wirklich Spass.

Ach ja.
Ein neuer Feuerlöscher liegt nun unter dem Fahrersitz Griffbereit.
Der Alte, und ich könnt mich Ohrfeigen, hatte ich am Montag zwecks Transport von Teilen in die Garage gelegt.

Wenns kommt, dann immer dann, wenns nicht passt.

Also, Jungs und Madels, es betätigt sich immer wieder:

Ein Jeep kann nicht mal ein Feuer aufhalten.

Das ich jetzt grinsen und lachen kann, liegt nur daran, das ich mich in der Firma richtig gut abreagiert habe. Keine Angst, bei den Lieferanten werd ich mich Morgen entschuldigen und einen Kaffee ausgeben.

Und wieder wurde mir bestätigt, mit welcher Igrnoranz und Gleichgültigkeit die Menschheit heute am Straßenverkehr teilnimmt.

In diesen guten 10 Minuten Feuer und anschließendem Rauch hat nicht E I N E R angehalten oder gefragt, ob er helfen kann.
Und es ist DIE Hauptverbindungsstrasse in Klagenfurt:
Südring-Umfahrung.


Feurige Grüße.

Martin

 

Danke euch allen für die aufmunternden Worte, jetzt schauts auch wieder rosiger aus und der anfängliche Schock ist weg.

Es war ein großer Schaumlöscher, den ich, auch zur späteren Kühlung, auf die Hälfte reduziert habe.
Die Rechnung werde ich ganz sicher präsentiert bekommen, ich halte euch auf dem laufenden.

Und ganz unter uns:
MIR wäre es in dem Augenblick vollkommen wurscht, ob mein ganzes Auto mit Pulver versaut ist. Scheiss egal sogar.

Denn genau die Vorstellung, mein 5-jähriger sitzt im Kindersitz angeschnallt hinten drin, wenns brennt,..NEIN, ich WILL mir das nicht vorstellen.

Ich habe auch einen kleinen, 6 Kilo Schaumlöscher, jetzt sogar 2, dank Firma und verständnisvollem Chef. Schaass doch auf die 69 Euro, Leben und Jeep geht vor.

Wie gesagt, normalerweise habe ich alles im Auto, auch hinten Links, wie bei Pit.
Feuerlöscher mit Schnellverschluß, fest montiert an der Seitenwand, 4 x Warnweste (Frau, 2 Kinder und ich), Abschleppseile, Verbandskasten und Warndreieck.

Nur wegen dem Transport gestern Abend hatte ich es raus genommen und blöderweise vergessen, wieder rein zu legen.

DEN Wink, glaubts mir, hab ich SOWAS von verstanden.
Der neue Feuerlöscher kommt neben Fahrersitz und Tür, genug Platz und stört nicht im geringsten.
Und ich bau mir ne Konsole unterm Sitz, wo der Rest reinkommt.
DENN: Bis ICH den Kofferraum (oder Besser 2.tes Handschuhfach hinten) aufgeschloßen habe, dauerts in der Hektik wohl auch länger als Notwendig.

Thema Rückstände.
Es fielen vom Hitzeblech harte Teile runter, verbranntes, stinkendes Etwas.
Da nach der Diagnose der Hof nicht gefegt wurde, schau ich morgen sofort nach, was das für Zeug sein könnte.
Plastik oder so könnte da schon hinkommen.

Ihr könnt euch vorstellen, das mich das heute nicht sonderlich interessiert hat, nach dem Ganzen und ich es hab einfach liegen lassen.

Aber was mich besonders nachdenklich macht:
Wenn es an der kleinen Undichtheit zwischen Endtopf und Endrohr Flammen rausgehauen hat, was kam dann während der Fehlzündungen AUS dem Auspuff?

Und was haben die Fahrer, die keinen Meter hinter mir herfuhren, gesehen?
Ich hatte ja auf gut 100 Meter Fahrstrecke derbe Fehlzündungen und es musste ja schon gebrannt haben, als ich auf den Parkplatz fuhr.

Es muss schon gebrannt haben. Die Hitze vom Endtopf kann nie und nimmer ausreichen, irgendwas in Brand zu stecken. Die Strecke, die ich bis Dato zurückgelegt hatte, waren keine 4 KM.

Den Rauch sah ich erst, als die Motorhaube auf war und ich schon die erste Klammer vom Luftfilter runter hatte.
Ich war einfach nicht darauf vorbereitet, das hinten, außerhalb direkter Sichtweite, ein Barbeque (oder wie das heisst) stattfindet.

Ich mach mir Gedanken, was es gewesen sein könnte, wie es zum Brand gekommen ist und warum das Auto jetzt nach verbrannter Katze in Aspik stinkt, und hab KEINEN Plan.

Ich bin nur froh, das es nach dem Abliefern von Sohnemann Alex in der Schule war. Obwohl der ja auf dem Beifahrersitz auf seiner Sitzerhöhung tront, mit Jeep-Kappe, versteht sich, könnte es da schon knapp werden.

Seis drum.
Ich bin erleichtert und Danke Gott für den glimpflichen Ausgang, baller mir jetzt das 11und50.ste Bier rein und versuch, bald in die Haia zu gehen.

Auf die nächsten 24 Jahre Jeep. (Baujahr 87)

LG
Martin