Amaturenbrettausbau beim WJ - Tipps!

Moin!

Gleich vorweg: Das ist kein Frage- sonder ein Hilfestellungsthread. Wenn Dir also der Amaturenbrettausbau bevor steht, lies weiter. Ich hätte diese Tipps und Tricks gerne gehabt, bevor ich angefangen habe. Der Ausbau ist super easy und eigentlich auch (verhätnismäßig) schnell gemacht. Wir haben (allerdings mit 2 improvisationserfahrenen Schraubern) effektiv 8h gearbeitet und 2h für die Vor- und Nachbereitung inkl. Kühlsystem entlüften gebraucht - in einer normal großen Fertiggarage. Dokumentiert hab ich nix, so viele Schrauben sind das nicht. Es ist, außer ein paar abgebrochenen Clips, nix über geblieben.

Mein WJ ist von 99, also möglicherweise haben neuere Autos mal hier 'ne Schraube mehr, mal woanders eine weniger...

Breitet an eurem Arbeitsplatz erstmal eine oder zwei alte Decken aus, um die ganzen Verkleidungen zu schützen - meine lag auf dem Dach, das funktioniert optimal, man tritt nirgends drauf und nix liegt im Weg.

Vor dem abklemmen der Batterie Fenster öffnen (wird sonst sehr warm da drin!) und Sitze maximal nach hinten fahren.
Hat man keinen Platz, das Amaturenbrett zur Fahrerseite zu entnehmen, Kopfstützen raus, dann passt es, bei leicht geöffneter Tür, auf die Rückbank, man kann es über den eigenen Kopf nach hinten fummeln
Um das in einer Standardgarage machen zu können, sollte man aber gelenkig und frei von Rückenproblemen sein.


Ich hab mich beim Ausbau an diesem Video orientiert:

Klick!

Das werden die Meisten von Euch schon kennen, wir haben uns das auf 2 Handys runtergeladen, um parallel auf beiden Seiten arbeiten zu können.

Werkzeugmäßig braucht man:

- Mindestens einen Ratschenkasten inkl. Verlängerungen von halbwegs brauchbarer Qualität, 10mm und 13mm auch als Langnüsse (der Standard-1/2"-Kasten scheint mir hier zu groß, geht aber bestimmt auch. Ich habe 1/4" und 3/8" Antriebe genutzt.)
- 13er Maulschlüssel für den Gurt im Fahrerfußraum
- Kreuzschraubenzieher mittlerer Größe (PH2, bestenfalls lang und kurz)
- Wasserpumpenzange für die Schellen am Wärmetauscher
- Seitenschneider
- ca 5L Kühlflüssigkeit
- großen und kleinen Eimer, Wanne, etc für austretende Flüssigkeit
- Montiereisen
- Mindestens 2 Werkstattlampen, Taschenlampen, etc. Auch hier wieder, bestenfalls klein und groß.

So, jetzt zu den echten Tipps, nicht chronologisch am Ausbau orientiert:

- Tauscht gleich alles, das gern kaputt geht. Kostenpunkt bei Rockauto um 200 Euro inkl. Versand + Zoll + EUSt für: beide Heizklappen, Umluftklappe, Wärmetauscher, Klimakondensator.
- Die Heizungsschläuche sind das wahrlich Nervige am Ausbau, man spart eine Menge Zeit und Flüche, wenn man sie gleich vorn, hinterm Kühler, löst (Vorsicht - Wasseraustritt!), aus den Halterungen ausclipst und einfach ein Stück mit in den Innenraum zieht, dort die Schellen abnimmt und stumpf die Anschlüsse vom Wärmetauscher samt Schlauch mittels Pumpenzange plattquetscht, dann flutschen sie auch bei sehr gammligen WT leicht ab und können wiederverwendet werden (auch hier Vorsicht - Wasseraustritt - Behältnis bereithalten!). Sollen die Schläuche mitgetauscht werden, einfach irgendwo abkneifen/schneiden und mit durch die Löcher ziehen.
- Im Video reißt der Typ die Warmluftkanäle für den Fußraum wegen unerreichbarer Schraube einfach ab - völlig sinnlos! Die sind am HVAC verschraubt und können mit raus.
- Er reißt auch die Verkleidung ums Lenkrad ab. Meiner hatte da noch von oben zugängliche Kreuzschrauben drin.
- Die Halterung für's Steuergerät hat noch eine dritte Schraube unter dem Anschlusskabel. Also Kabel vom Steuergerät trennen und an die Seite legen, dann ist Platz, sie zu lösen.
- Vorsicht mit der Mittelkonsole samt Armlehne, der Getränkehalter für die Rückbank kann rausfallen und das Zusammensetzen ist vermeidbare Zeit- und Geduldverschwendung.
- Wir hatten kein Montiereisen zur Hand (nur für LKW, keine Chance damit), man kann auch in die Aussparung leuchten und mit der Ratschenverlängerung arbeiten. Es braucht etwas Kraft für diese Klammer, aber keine rohe Gewalt!
- Bevor Du die Lenksäule rausziehst, unbedingt das Lenkrad einrasten, sonst verdreht es sich. Falls das passiert, VORSICHTIG bis zum Anschlag nach links drehen, dann ca. 2 3/4 Umdrehungen nach rechts, schon ist es wieder in der Mittelstellung. Solang die Räder vor dem Ausbau grade standen, kann man da wohl nix falsch machen.
- Du arbeitest am Airbag! Nach dem Batterieabklemmen den Pol isolieren, Socke oder Handschuh drüber, fertig. Dann eine qualmen oder 'n Kaffee trinken, bevor die Airbags ausgestöpselt werden.
- Bei der Dorman Umluftklappe ist das dicke Schaumstoffband zur Abdichtung in Richtung Karosse nicht drauf - muss vom alten Teil entnommen oder mit irgendetwas vergleichbaren improvisiert werden, sonst zieht Außenluft hinter dem Handschuhfach direkt auf die Knie der Eroberung auf dem Beifahrersitz.
- Besorgt euch dünne, eng anliegende, Arbeitshandschuhe und widersteht dem Drang, die auszuziehen - Das Plastikzeug ist schärfer als manches billige Messer!
- Als provisorischer Klammerheber tut's n schmaler Pfannenwender.
- Wenn die Arbeit bei beengten Platzverhältnissen vorgenommen wird, die Arbeiten unter der Motorhaube zuerst ausführen, dann das Auto reinschieben.
- Das Antennenkabel war bei meinem nicht, wie im Video, irgendwo unter dem Amaturenbrett, sondern an der A-Säule verbunden. Wenn dort also ein Stecker sichtbar ist, diesen direkt trennen, nicht ewig mit dem Kopf unterm Handschuhfach suchen.

So sieht der Dicke ohne Innenleben aus:



ausgebaute Lenksäule:



Wärmetauscher nach 16 Jahren, der Grund für Eiszeit und nasse Füße, man erkennt im Hintergrund die gammligen, plattgequetschten Anschlüsse:



Hab das Ding mal, nur so zum Spaß, durchgespült. Kam 'ne Brühe raus, die aussah, wie 'ne Mischung aus Milchkaffee und Durchfall.

Und das ist dann das Werkzeug, um eine nicht vernünftige angezogene Schraubschelle am WT bei nicht zerlegtem Auto nachzuziehen...:



Alles in allem eine einfache Geschichte, und mit Gehirn und Gefühl auch von jedem nicht-Schlosser auszuführen. Hat Spaß gemacht, mal wieder 'ne Nacht durchzubasteln, wie früher, in meiner 125ccm Zeit. Auf gar keinen Fall ist die Reperatur die 1.000 Euro Arbeitslohn, die der Freundliche angeblich sehen will, wert. Für den Preis kann das absolut jeder selbst, und wenn's 3 Tage dauert...

Also, ihr ewig frierenden Jeeper, auf an die Werkzeugkisten.

Grüße aus'm Norden,

Christian

 

Hi,

sinnvollste Lösung wäre im Zuge des Ausbaus den Teppich komplett zu entnehmen, mitm Hochdruckreiniger zu reinigen (da kommt eine räudige Brühe raus...) und ihn entsprechend trocknen zu lassen. Alternativ kann man ihn auch entsorgen, macht den Jeep pflegeleichter, aber leider lauter...
Ich hab Ölbindetücher reingelegt und immer wieder gewechselt. Gegen Ende dann mit Bremsscheiben in einer Tüte beschwert. Zuletzt Teppich hochgeklappt und Kanthölzer drunter. Hat aber ziemlich lang gedauert.

Für einen kompletten Flüssigkeitswechsel kannst du mal 10 Liter Flüssigkeit veranschlagen. Ich fahr 50/50 G30 und Kranwasser. Wenn die Flüssigkeit regelmäßig gewechselt wird, kalkt da nix zu, davor schützt das Kühlmittel.

Grüße,
Christian